Samstag, 19. Oktober 2013

Stephen Chbosky: "Das also ist mein Leben" ("The Perks Of Being A Wallflower")









"Lieber Freund,
ich schreibe Dir, weil sie meinte, dass Du zuhörst und verstehst und nicht versucht hast, auf dieser Party mit einer bestimmten Person zu schlafen, obwohl Du das gekonnt hättest."







"Das also ist mein Leben" (dessen deutschen Titel ich übrigens nicht annähernd so gut wie den Originaltitel finde) ist ein Jugendbuch von Stephen Chbosky, das schon 1999 erschienen ist und letztes Jahr mit Emma Watson und Logan Lerman in den Hauptrollen verfilmt wurde, woraufhin das Buch große Bekanntheit erlangte.
Es geht um den 15jährigen Charlie, der sein erstes Jahr an der Highschool beginnt und, da er niemanden hat, an den er sich mit seinen Problemen wenden kann, anonym Briefe an jemanden schreibt, den er mit "Lieber Freund" anspricht und von dem er glaubt, dass er ihn verstehen wird.
Charlie ist sehr introvertiert und nachdenklich, er beobachtet lieber, als am Leben teilzunehmen und so findet er an der Highschool zunächst keinen Anschluss, woraufhin sein Englischlehrer sich seiner annimmt, ihm Bücher empfiehlt, mit ihm über diese diskutiert und ihn in seinem Traum bestärkt, Schriftsteller zu werden.
Dann lernt Charlie Patrick und dessen Stiefschwester Sam kennen, die schon in der 12. Klasse sind und ihn in ihre Freundesgruppe aufnehmen. Er macht Erfahrungen mit Parties, Drogen, der Rocky Horror Picture Show und der Liebe.
Doch bevor er ein neues Leben beginnen kann, muss er sich einer Erinnerung aus seiner Vergangenheit stellen, die er bisher verdrängt hat...

Klickt hier für mehr Infos :)







Im Klappentext meiner Ausgabe wird "Das also ist mein Leben" als jetzt schon moderner Klassiker gelobt und mit "Der Fänger im Roggen" verglichen, was ich nur unterschreiben kann.
Woran liegt das?
Zum Einen ist "Das also ist mein Leben" eine typische Coming-Of-Age-Geschichte mit den Freuden, aber auch den Problemen und Unsicherheiten, die man als Jugendlicher beim Erwachsenwerden durchlebt. Dabei versucht die Geschichte nie, ganz besonders spektakulär zu sein oder belehrend den Zeigefinger zu heben, sondern wirkt authentisch, als hätte man zufällig einen amerikanischen Jugendlichen ausgesucht und einfach über sein Leben geschrieben. Ruhige, nachdenkliche Momente und lebhafte, verrückte Situationen halten sich die Waage, sodass es nie eintönig wird. Auch die Themen sind bunt gemischt, so werden oberflächlichere, wie Parties und Musikvorlieben, genauso betrachtet wie tiefgründigere, wie Sexualität oder Zukunftspläne und Lebensvorstellungen. Im Zentrum stehen besonders die Wichtigkeit von Freundschaft und der Umgang mit tragischen Ereignissen im Leben, wobei sich dank Charlies emotionaler Darstellung bei mir ein gerührtes Lächeln, ein Kloß im Hals und eine Gänsehaut beim Lesen abwechselten.
Dazu kommt, dass Charlie ein sehr sympathischer Hauptcharakter ist, in den ich mich gut hineinversetzen kann. Seine Briefe schreibt er in einem sehr direkten und ehrlichen Tonfall, wobei er mal kindlich naiv und neugierig wirkt, und in anderen Momenten wiederum sehr nachdenklich, einsichtig und reif daherkommt. Im Laufe des Buches verbessert sich auch sein Stil deutlich, was auf die Aufsätze zurückzuführen ist, die er freiwillig für seinen Lehrer schreibt. Charlie macht in seinem ersten Highschooljahr große Veränderungen durch und man bekommt das Gefühl, ihn tatsächlich zu kennen und mit ihm zusammen erwachsen zu werden.
Auch die anderen Figuren, seine Freunde, seine Familie, sein Lehrer, sind komplexe Charaktere mit Stärken und Schwächen, Vorlieben und Macken, welche zu entdecken viel Spaß macht, da sie alle sehr authentisch und mit Liebe zum Detail gestaltet sind.
Zum Anderen ist, um als moderner Klassiker in Frage zu kommen, noch die zeitliche Komponente wichtig: Obwohl das Buch 1991 spielt, war mir die meiste Zeit über gar nicht bewusst, dass die Zeitebene des Buches tatsächlich vor über 20 Jahren liegt, denn es wirkt in fast allen Belangen noch absolut relevant und aktuell - und das finde ich schon eine ziemlich besondere Leistung.

Alles in Allem ist das Buch unterhaltsam, überraschend, authentisch, angenehm zu lesen und ich konnte es kaum aus der Hand legen. Deshalb empfehle ich es jedem, der realistische Geschichten mag und (noch) weiß, wie es ist, ein Jugendlicher zu sein.


Bewertung: 5 von 5 Eulen 





Eure Fine

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